Die Pille danach
Für den Notfall
Pille vergessen, Kondom geplatzt oder die fruchtbaren Tage falsch berechnet: Aus diesen Gründen sind Verhütungspannen möglich, die einen Einsatz der Notfallverhütung nötig machen.
Am größten ist das Risiko einer unerwünschten Schwangerschaft ein bis zwei Tage vor dem Eisprung. Da aber Spermien bis zu sechs Tagen in der Gebärmutter überleben können und die Eizelle 12 bis 24 Stunden befruchtungsfähig bleibt, ist die fruchtbare Zeit deutlich länger.
Dazu kommt, dass die meisten Frauen den Zeitpunkt ihres Eisprungs zwar ungefähr, aber nicht vollkommen genau kennen. Ab Beginn der letzten Periode findet er im Durchschnitt am 14. Tag statt. Abhängig von der Zykluslänge und den Lebensumständen kann er auch früher oder später eintreten.
Ist es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr gekommen, können Notfallverhütungsmittel wie die sogenannte Pille danach eine ungewollte Schwangerschaft verhindern. Um diese Pille danach gibt es seit Jahren heftige Kontroversen.
Während sie in fast allen anderen EU-Ländern seit langem frei verkäuflich ist, hat erst eine Entscheidung der Europäischen Kommission Anfang 2015 dazu geführt, dass auch hierzulande über die Freigabe entschieden wurde.
Seit 2015 sind die Mittel mit den Wirkstoffen Levonorgestrel und Ulipristalacetat nun rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Die Anwenderinnen qualifiziert zu beraten, ist seither Aufgabe der Apotheken.
Die Wirkstoffe
Bereits seit den 1970er Jahren wird Levonorgestrel als Notfallkontrazeptivum eingesetzt, zunächst noch in Kombination mit Estrogen. Seit 1998 ist es als Monopräparat in Deutschland zugelassen. Seit 2009 ist ein weiteres Medikament mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat als Pille danach auf dem Markt.
Levonorgestrel ist ein synthetisch hergestelltes Gestagen. Wie das natürliche Gelbkörperhormon bremst es über eine negative Rückkoppelung die Ausschüttung des Luteinisierenden Hormons (LH) in der Hirnanhangdrüse. Dadurch wird der Eisprung um etwa fünf Tage nach hinten verschoben. Das funktioniert allerdings nur, wenn der Anstieg des LH-Spiegels bei der Einnahme noch nicht begonnen hat - also bis etwa 48 Stunden vor dem Eisprung.
Ulipristal ist in der medizinischen Fachsprache ein selektiver Progesteronrezeptor-Modulator (SPRM). Auch er verringert die LH-Produktion, kann den LH-Spiegel im Gegensatz zu Levonorgestrel jedoch auch wieder senken, wenn er bereits angestiegen ist. Deshalb wirkt Ulipristal auch an den beiden Tagen vor dem Eisprung.
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